In der Wappenbeschreibung bei Siebmacher ist erwähnt, dass es sich beim Kesel-Wappen um ein tiroler Wappen handelt. Als freie Reichstadt war Kempten nur dem Kaiser in Wien direkt unterstellt. Bayern endete damals noch am Lech, mit Ausnahme der Herrschaft Mindelheim, die es Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb. Insbesondere das südliche Allgäu und Teile des Württembergischen Allgäu gehörten bis 1806 zur Habsburgmonarchie. Nachdem wohl auch die Handelsbeziehungen von Kempten sich eher in Richtung Süden konzentrierten war es wohl naheliegend sich ein Wappen, das zur Besiegelung von Rechtsgeschäften sehr wichtig war, von der damals gefürsteten Grafschaft Tirol verleihen zu lassen.
In Tirol und wohl auch in anderen Herrschaftsbereichen war es damals üblich, dass an Bürgerliche Wappen verliehen wurden, wenn sie z.B. Bürgermeister wurden. Es darf also vermutet werden, dass das Wappen für Johann Adam Kesel so um das Jahr 1764 verliehen wurde. Ein Wappenbrief ist im Stadtarchiv Kempten nicht vorhanden.
Auf der Tafel der Bürgerstube ist beim Wappen des Christian Kesel das Jahr 1731 vermerkt. Es dürfte somit auch das ältere Wappen sein, dürfte aber keinen Wappenbrief besitzen, sonst wäre es sicher im Siebmacher erwähnt.. Beide Wappen sind einander sehr ähnlich, besitzen aber einen wesentlichen heraldischen Unterschied. Während der Löwe auf dem Wappen des Johann Adam einen Stab mit einem Stern trägt, trägt der des Christian einen Speer mit einer metallenen Spitze. Dieser Stern findet sich wiederum mehrfach im Wappen der von Rauner. Zwar ist die Verwendung von Sternen in Wappen nicht so selten, es dürfte sich hier aber um eine Reminiszenz an die Eltern seiner ersten Ehefrau handeln.
Übrigens, eine kleine Besonderheit bot diese Bürgerstube noch. Ende des 18. Jahrhunderts verwendete ein Leonhard Kesel das Wappen des Christian Kesel, allerdings seitenverkehrt.